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Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 10. 1. 1887
Adressat: Anna Spier


Stuttgart 10/1 87

Liebe Anna! Sitz ich bei meinen Freunden Haußmann, bei denen ich was zu besorgen habe, und bin gerade im Begriff, nach Hause zu gehen, um an Dich zu schreiben, als mich ein alter Freund samt seiner Frau, die ich weiß Gott wie lang nicht gesehen, und die auf der Suche nach mir sind, überfallen und mich nolens volens aufpackten, um mich mit zu nehmen in ihre Logis. Meine Erklärung, daß ich vorher nach Hause müsse, um einen Brief zu schreiben, hilft alles nichts: So werde der Brief nicht pressiren, meinen sie, - und endlich kommts zu dem Kompromiß, daß ich gleich hier an dem Aktentisch sitze, um Dir wenigstens einen Gruß nach Frankenthal zu schicken, damit Du nicht meinst, ich liege am Husten danieder, und damit Du überhaupt an dem festgesetzten Tage Nachricht von mir erhältst.

( ... )

( .. . ) Ich will Dir daher nur kurz vermelden, daß es mir gesundheitlich in der letzten Woche ziemlich erträglich ging. Freund Nefenbach, der wegen der verunglückten Volks ((bank)) auf
dem Asperg saß, ist am Sonntag freigeworden, und so haben wir denn seine Auskerkerung am Sonntag Abend en famille heiter gefeiert ( ... )

Aber so ist das Leben: es reißt die Menschen auseinander, und so muß denn jedes Freud und Leid allein tragen ( ... )

Ich bin begierig auf Sonntag, um etwas von Dir, von Deinem Thun und Deines Papas Befinden zu hören. Mit meinen besten Wünschen schicke ich Dir die schönsten Grüße und bin wie immer

Dein
       L. P. ...


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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