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Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 3. 1. 1888
Adressat: Anna Spier


Stuttgart den 3. Jan. 1888

P r o s t  N e u j a h r

Liebe Anna!

Die Feiertage habe ich mißmutig zugebracht, da mich eine neue Erkältung - ich weiß nicht woher - wieder sehr plagte. Ich sehe schon, ich werde die Quälerei vor dem Frühjahr nicht los.

Die Bücher erhielt ich erst am Freitag Abend aus der Buchbinderei; ich pressirte deshalb, um sie einpacken zu lassen und noch auf die Post zu bringen, und legte schnell eine Karte mit
ein paar Worten bei. Du scheinst dieselben mehr oder weniger tragisch genommen zu haben, wenigsten/s/ anders, als sie gemeint waren, denn Deine hierauf bezügliche Anmerkungen verstehe ich nicht, obwohl sie mit dem Worte: "verstanden!" schließen.

( ... )

Die Inschrift in die 'Maler und Gemälde" schrieb ich allerdings im Comptoir eines Freundes, der das Einpacken besorgte, was vielleicht, verbunden mit der Eilfertigkeit, einigen Einfluß
übte. Im übrigen aber weißt Du, daß ich das beste meiner Empfindungen gern in der Stille halte und dem Ostensibeln sehr abgeneigt bin.

Papa Spier hat seinen Prozeß auch in zweiter Instanz gewonnen, wozu ich ihm gratuliere.

Ich glaube, Du wirst am besten thun, wenn Du meine Bücher in einzelnen Dosen zu Dir nimmst. Es ist immer von Bildern und Künstlerndarin die Rede, und das wird für einen, der nicht gerade selber Künstler oder Spezialist ist, am Ende langweilig. Aber: "Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern."

Es freut mich recht, daß es bei Gretl ordentlich geht, ich werde ihr auch ein paar Worte schreiben, obwohl ich zum Schreiben aufgelegt bin wie ein Karrengaul zum Galoppspringen. Du beklagst Dich, daß der Mensch nicht aus seinen Verhältnissen herauskann; wenn man aber älter wird, kommt ein ganz anderes ((Bedauern)) zum Vorschein, nämlich das, daß man nicht aus seiner Haut fahren kann. Die meine fängt an, mir ziemlich lästig zu werden.

Doch der Gescheiteste gibt nach. Also hoffen wir auf bessere Zeiten. Herzliche Grüße und Wünsche an Dich und die Deinen von

                                           Deinem L. P…


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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