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Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 6. 5. 1893
Adressat: Anna Spier


Stuttgart 6. Mai 1893

Liebe Anna!

Das Bild von Sais hat wenigstens den Schleier etwas gelüftet, obwohl es immer noch einen etwas pythischen Duft um sich verbreitet. Seitdem Du Dich mehr und mehr in die Lorbeerwälder des Parnasses vertiefst, hat Dein Stil eine orakelhafte, ich möchte fast sagen apokalyptische Färbung angenommen. Ich möchte deßhalb Deine Kunstkritiken lesen, die Du mir immer noch beharrlich vorenthältst, um zu sehen, ob Du Deinen Pegasus in einen ordentlichen Trab setzt oder einen ungesattelten Zirkusgalopp mit ihm reitest.

( ... )

( ... ) Grüße ((Frau Tay (so schreibst Du; ich habe aber noch nicht entziffern können, was das eigentlich heißt) herzlich von mir. Es ist recht liebenswürdig von ihr, daß sie sich um die Übersetzung meiner 'Freien Studien' bemüht. Sie soll aber die letzte,  d i e  d r i t t e  Auflage zu Grunde legen, falls sie im Besitz einer früheren wäre. Du könntest mir eine Photographie von ihr schicken. Von ihrem Manne schnaufst Du nicht. Lebt der Mann oder ist er tot?

In Betreff Steiners habe ich nun an Anders selber geschrieben ( ... ) Ich habe mich bei Anders einfach auf Dich bezogen, und in Zukunft können ja die beiden Interessenten ihre Angelegenheiten unter sich selber ausmachen.

In Betreff meiner Gesundheit geht es mir gegenwärtig erträglich; doch bin ich immer noch etwas müde. Deßhalb muß ich meine Schreibezeit noch immer zu Rath halten, wenn ich etwas zu wege bringen will. Beste Grüße von Schwester Marie, und herzliche Grüße von mir an Dich und die Deinen von
          Deinem
                  L. P...


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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