Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition
Datum: 20. 9. 1886
Adressat: Anna Spier
Heilbronn den 20. Sept. [18]86
Liebe Frau Anna!
Uber unsere Begegnungen waltet ein wahrer Unglücksstern. Als ich Ihnen von Stuttgart aus schrieb, um mich über Ihre Anwesenheit in Frankfurt zu vergewissern, dachte ich an ein Vor- oder Zurückschieben meines Frankfurter Aufenthalts im Rahmen von 2-3 Wochen, aber keineswegs daran, daß Sie die Stadt erst Anfang Oktober verlassen könnten. Als daher im Laufe von 8 Tagen keine Nachricht von Ihnen kam, dachte ich, alles sei in Ordnung, traf meine Maßregeln demgemäß und machte mich auf den Weg gen Frankfurt, wo mir auf der ersten Etappe, in Heilbronn, Ihr Brief nachkam. Es ist mir nun ebenso unmöglich, wieder umzukehren, als meine Reise bis in die zweite Hälfte des Oktobers auszudehnen; denn fürs erste habe ich bereits ein paar Professoren Rendezvous in Frankfurt gegeben, deren eine[r] von Paris kommt, um sich in betreff einer illustrativ-publizistischen Angelegenheit mit mir zu berathen; sodann muß ich wegen Drucklegung meines ersten Bandes, wofür noch einiges zu besorgen ist, Anfangs Oktober wieder in Stuttgart sein. Es bleibt mir also nichts übrig, als in der letzten Woche des September nach Frankfurt zu kommen, ehe Sie in die Pfalz abreisen, in der Hoffnung, daß, wenn Sie auch noch von dem Unwohlsein Ihres Kindes in Anspruch genommen sind, dessen Genesung doch hinlänglich vorangeschritten ist, um in Ihrem Hause jeweils ein paar Stunden ungetrübten Zusammenseins und geistigen Verkehrs für uns abfallen zu lassen.
Mit besten Wünschen und herzlichem Gruß
Ihr L.Pfau
NB. Auch einen schönen Gruß an Herrn Spier.
Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann
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