Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 3. 1. 1887
Adressat: Anna Spier


Stuttgart, den 3. Jan. 1887

Liebe Anna! Diesen Brief schreibe ich aus einem neuen Tintenfaß und mit einem Federhalter, in dem eine vergoldete Feder steckt. Ihr habt mich ja förmlich überschüttet, und wenn etwas meine Freude vermindern kann, so ist das nur der Umstand , daß Ihr mir zu viel geschickt habt ( ... )

( ... )

( ... ) Über die Opfersucht will ich schriftlich nicht weiter debattiren, man kommt dabei doch nicht vorwärts. Die Frauen wissen den Hauptpunkten schon mündlich vortrefflich auszuweichen, und vollends schriftlich kann man sie gar nicht bei der Stange halten ( ... )

( ... )

( ... ) Defreggers Madonna kenne ich nicht; ich erinnere mich zwar dunkel, daß ich einmal eine Photographie· davon gesehen /habe/, aber nicht genügend, um ein Urtheil darüber abzugeben. Sie wird halt im Grunde ein hübsches Tiroler ((Dirnderl)) sein.

Von der frauenfeindlichen Zeitung habe ich auch noch nichts gesehen. Das scheint mir eine schlechte Spekulation zu sein. Denn Männer haben keine Freude daran, die Frauen schlecht machen zu hören (wenn sie das auch manchmal mit Humor selber besorgen) und die Frauen erst recht nicht; wer soll denn dies Zeug lesen?

Also meinen herzlichsten Dank für die schönen Weihnachtsgaben und meine besten Wünsche für das neue Jahr. Möge es uns günstig sein: ...
Wie immer
               Dein L. P.


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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