Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition
Datum: 19. 12. 1889
Adressat: Anna Spier
Stuttgart den 19. Dez. 1889
Liebe Anna!
In Stuttgart wäre ich glücklich angekommen ( ... ) Ich kann jetzt eigentlich nicht begreifen, warum ich so viel Zeit an die dummen Artikel wandte, statt mit Dir zu plaudern; aber Du hattest mich ja selber daran gesetzt (was kein Vorwurf sein soll), und wenn ich einmal an etwas bin, kann ich keine halbe Arbeit thun; dann liegt mir die literarische Pflicht auf dem Herzen, bis ich damit aufgeräumt habe. Es war auch ein solches Gehetz mit den Artikeln, daß man nicht wußte, womit anfangen und womit aufhören.
( ... ) Und der Mensch ist einmal so thöricht angelegt, daß er die Dinge erst richtig zu schätzen weiß, wenn er sie nicht mehr hat. Das ganze Leben lang treibt er's so, und alle Erfahrung
dient ihm nicht zur Warnung.
( . . . )
Ich war all die Zeit sehr mit dem Denkmal beschäftigt, das ich ganz umformen ließ, und kam bis jetzt an nichts anderes, da der Münchener Bildhauer treibt und jammert, es werde nicht mehr zur Zeit fertig. Ich war deshalb auch noch nicht in Cannstadt. Die hiesige Denkmälerei ist nun vorerst erledigt, und ich erwarte nun Antwort von München, bis wann ich dorthin kommen muß. Möglicherweise bin ich über die Feiertage dort. Im ganzen genommen wäre mirs nicht unlieb, wenn ich während des Aufenthalts meines Neffen hinkönnte. - Die 'Gegenwart' scheint Deinen Artikel in der letzten Woche nicht gebracht zu haben, so wenig die 'Frkf. Ztg' den Mammroth'schen. Für Weihnachten hilfts jetzt doch nichts mehr, und nun ist gleich, (((ob))) etwas früher oder später.
Lebe wohl. Herzliche Grüße an die Deinigen und die Freunde und vor allem an Dich
von D e i n e m
L. P...
Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann
Erläuterungen:
© 2013 by Günther Emig. Alle Rechte dieser Edition vorbehalten! Kontakt: