Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 6. 1. 1891
Adressat: Anna Spier


Stuttgart den 6. Dez. 91

Liebe Anna!

Besten Dank für Deine hübsche Decke, auch die Cigarren sind sehr gut und hielten, was sie versprachen.

Mit meinem Befinden geht es wieder etwas besser, und ich bin eben im Begriffe, in die an jedem Dreikönigsfest wiederkehrende Jahresversammlung der Volkspartei zu gehen. Dieselbe ist im letzten Jahr sehr gewachsen und hat vor einigen Wochen nicht weniger als 170 Volksversammlungen an  e i n e m  Sonntage durch das ganze Land abgehalten.

( . . . )

Ich weiß nicht, ob ich Dir geschrieben habe, daß der alte Herr, den meine Schwester verpflegte, kürzlich gestorben ist. Sie ist nun frei, und es könnte sich machen, daß ich mit ihr zusammenzöge, um eine eigene Haushaltung zu führen; denn das wäre das einzige Mittel zu einer ordentlichen Existenz in meinem Alter. ( ... )

Inzwischen ist hier der Kampf ums Rathaus - das heißt um die Platzwahl des Neubaus - wieder losgegangen, und ich mußte die Feder wieder spitzen, obwohl ich immer noch nicht recht kopffrei bin. Es kostet eben etwas längere Zeit. Ich schicke Dir ein Exemplar des veröffentlichten Flugblatts, aus dem Du hoffentlich ersehen wirst, daß ich noch nicht ganz dumm geworden bin.

( . . . )

Herzliche Grüße und beste Wünsche zum neuen Jahr an Dich und die Deinen von
                  Deinem
                             L. P...


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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