Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition
Datum: 9. 9. 1890
Adressat: Cotta
Stuttgart, den 9. Sept. 1890
Verehrter Freund!
In Folge einer Venenentzündung im Bett ((kanzierend?)), muß ich Ihnen mit Bleistift schreiben. Ihrer freundlichen Aufforderung wäre ich längst mit Vergnügen nachgekommen, wenn es mir möglich gewesen wäre; aber ich habe nicht einen Span von einem Gedicht. Begreiflicher Weise habe ich in die im vorigen Jahr herausgekommene vierte Auflage alles Vorhandene hineingestopft. Überhaupt hab ich das Dichten schon seit längerer Zeit aufgegeben, und nun hat es den Stiel umgedreht und mich aufgegeben. Wenns mit der Liebe futsch ist, dann hört auch das Dichten auf.
Das (( Spielen )) ist nur retrospektives Geklimper auf dem alten Instrument, auf dem man hie und da Finger probiert, ob sie noch laufen.
Mit bestem Dank für Ihre freundliche Aufforderung, und mit aufrichtigem Bedauern, derselben nicht entsprechen zu können, schicke ich Ihnen und der lieben Ihrigen - wie man im Schwabenlande sagt- "einen schönen Gruß".
Ihr
L. Pfau
Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Sign.: Cotta Br.
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann
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