Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition
Datum: 19. 1. 1847
Adressat: J. D. Sauerländer
Heilbronn, den 19. Jan. 1847
Euer Wohlgeboren
geehrtes nebst den Correkturbogen habe ich erhalten und beeile mich, dieselben zurückzusenden. Was die äußere typographische Anordnung betrifft, so habe ich einige ((Ausstellungen)) zu machen, welche ich zu berücksichtigen bitte.
1.) Unter die Titel der einzelnen Abschnitte als: »Lieder und Liebe«, »Lieder und Leben« ect. sollte kein Strich ( — o — ) gesetzt werden.
2.) Die großen doppelten Striche unter den Paginazahlen treten zu stark hervor u. verkleinern das Format noch mehr. Es sollten statt dessen zwei kleine Striche auf beiden Seiten der Zahl stehen: ( — 48 — )
3.) Am Schlusse jeden Gedichts sollte ein feiner, einfacher Strich stehen ( — ) statt der angewandten verzierten, die durch ihre Ungleichmäßigkeit dem typographischen Eindrucke Eintrag thun.
4.) Zu Anfang jeden Gedichts sollte ein größerer Anfangsbuchstabe stehen. Zu Anfang eines neuen Abschnitts ein verzierter Anfangsbuchstabe, allenfalls der Art: ( radiert ), nur nicht so groß wie dieses Muster.
Was die Eintheilung der Gedichte betrifft, so Entspricht dieselbe nicht ganz der früher besprochenen Zweckmäßigkeit der Geibel'schen. Die Spatina zwischen den einzelnen Zeilen sind zu groß, so daß nicht ein Gedicht von 5 4zeiligen Strophen oder von 4 5zeiligen oder von 3 ((7) zeiligen Strophen auf eine Seite geht, wie dieß sein sollte. (Siehe Correkturbogen pag. 10, 14, 24 ect.). Mein Manuscript ist ganz der Geibel'schen Eintheilung gemäß eingerichtet, u. es sollte deßhalb alles, was ich auf eine Seite geschrieben habe, auch auf eine Seite gedruckt werden. Ich habe einige Muster Geibel'scher Gedichte beigelegt. Wenn es auch nicht so viel ausmachen würde, ob z. B. ein 5 4zeilige Strophen enthaltendes Gedicht auf einer Seite steht, so würde man doch bei der jetzigen Eintheilung später keine 3 8zeiligen Strophen auf eine Seite bringen; man müßte deßhalb die Strophen in der Mitte abbrechen, was fehlerhaft wäre. Es wird deßhalb sehr gut sein, wenn Sie sich ganz nach der Geibel'schen Eintheilung u. meinem Manuscript Sollte dieß aber wegen der Beschaffenheit Ihrer Schrift nicht gehen, lieber das Format um den Betrag einer Zeile vergrößern, was ohnehin nichts schaden würde. Wenn ein Gedicht so ausgeht, daß die letzte Strophe die Seite voll macht, wie z. B. Correkturb. pag. 4, so müssen die Strophen etwas mehr zusammengerückt werden, damit der abschließende Strich noch Platz findet. Die unter der Aufschrift: »Stille Lieder« zusammengereihten Gedichte sollen allerdings, wie im Manuscripte, einzeln u. mit einem Schlußstriche gedruckt werden, da sie wohl einen gemeinschaftlichen Titel haben, aber nicht in nothwendiger Folge zueinanderstehen. Das Nämliche gilt auch von den »Blättern aus den hinterlassenen Papieren eines Dichters« ect.
Es würde mir lieb sein, wenn Sie mir mit dem jedesmaligen Correkturbogen je einen Bogen der bereits ins Reine gedruckten Gedichten schicken wollten.
Da der mir übersandte Verlags-Catalog blos bis zum Jahr 1845 geht, so hätten Sie vielleicht die Güte, mir ein Verzeichniß Ihrer neueren Verlagsartikel zu schicken. Vielleicht haben Sie unterdessen auch wieder Portraits ausgegeben.
Mit der Bitte, die gewünschten Änderungen vornehmen zu lassen u. den Raum der Spatien so zu reduziren damit die Strophen das Format der Geibel'schen haben, empfehle ich mich Ihnen mit aller Hochachtung
Ihr ergebener
L. Pfau
P.S. Sie werden wahrscheinlich zum Abdruck der Gedichte ein etwas größeres Papierformat wählen, als das der Correkturbogen ist. Ich werde Ihnen jedenfalls soviel Manuscript schicken, daß es 21 Bogen gibt; ich kenne zwar die Frankfurther Censurverhältnisse nicht, doch denke ich, daß sie denen der übrigen Staaten Deutschlands gleich sein werden.
Quelle: Universitätsbibliothek Frankfurt (Main)
Sign.: Ms. Ff. J. D.Sauerländer
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann
Erläuterungen:
Geibel'schen ] Von Emanuel Geibel erschienen 1840 bei Duncker »Gedichte« (3., stark verm. Aufl. 1844), 1841 bei Asschenfeldt »Zeitstimmen. Zwölf Gedichte« (2., verm. Aufl. 1843). Welche Ausgabe Pfau meint, ist nicht ersichtlich.
21 Bogen ] Schriften von mehr als 20 Bögen waren nicht vorzensurpflichtig.
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