Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition
Datum: 30. 3. 1847
Adressat: J. D. Sauerländer
Heilbronn, den 30. März 1847
Euer Wohlgeboren
übersende ich anbei den Rest des Manuscripts, das nun 22 - 23 Bogen ausmachen wird. Da in letzter Zeit die Revisionsbogen so spärlich einlaufen, muß ich Sie dringend ersuchen, die Drucke der zweiten Hälfte schneller und so wie Anfangs auszuführen, weil es mir sonst unmöglich wäre, dieselben zu revidiren indem ich gegen Ende des nächsten Monats von hier weggehe. Ich hatte darauf gerechnet, daß der Druck bis Ostern berichtigt sein würde, was, wenn mit der anfänglichen Schnelligkeit fortgefahren worden wäre, auch leicht hätte möglich sein können. Da ich meine Angelegenheiten nun demgemäß eingerichtet habe, so kann ich eine vorzunehmende Reise, die ich schon bis Ostern antreten wollte, unmöglich länger als bis Ende April, höchstens Anfang Mai hinausschieben. Nichts, als die Revision der Correkturbogen hält mich zurück, was, wie Sie sich wohl denken können, mir unangenehm ist. Sie haben mir Anfangs 3 Bogen in 8 Tagen – in letzterer Zeit aber kaum 1 1/2 in 14 Tagen geliefert; ich bitte Sie nun recht, mir den Rest vollends in 3 Bogen per Woche, was Ihnen bei Ihren Mitteln ein Leichtes ist, zuzuschicken, wodurch dann die ganze Sache in einem Monat erledigt wäre. Ohne die angeführten Umstände wäre mir es natürlich gleichgültig, ob der Druck 8 Wochen früher oder später beendigt würde; aber in Voraussicht derselben habe ich Sie gleich anfangs um Beschleunigung gebeten, die Sie mir auch zusagten.
Das übersandte Fragment "Karl Drang" bildet den Schluß der Gedichte.
Zugleich möchte ich Ihnen den Plan eines kleinen Werkes mittheilen mit der Anfrage, ob Sie vielleicht zum Verlag derselben geneigt wären. Einer meiner Freunde, ein sehr talentvoller Künstler, der gegenwärtig als Hauptlehrer an der Zeichen- und Modellirschule in Hall angestellt ist, hat nämlich schon vorigen Sommer ausgezeichnete Randzeichnungen zu verschiedenen meiner Gedichte entworfen, so wie auch zu einigen andern schwäbischer Dichter. Wir hatten nämlich im Sinn, eine Sammlung meiner Gedichte mit Randzeichnungen gemeinschaftlich herauszugeben. Da aber in dieser Sammlung doch zu viele Gedichte, als nicht illustrirbar, hätten wegbleiben müssen, mir überhaupt eine erste Ausgabe in einfacherem Gewande und vollständigerem Inhalte besser schien, so wurde dieses Projekt wieder hinausgeschoben. Es ((erweiterte)) sich nun nach u. nach zu dem Plan, alle schwäbischen Dichter, wie Uhland, Kerner, Schwab ect. zu illustriren, und zwar entweder in einem gemeinschaftlichen Bande, oder jeden einzelnen Dichter heftweise herauszugeben, so daß der einzelne Dichter für sich gekauft werden könnte, die Hefte zusammen aber in einen hübschen Band, eine Art Pantheon der schwäb. Dichter geben würde. An Anklang und Absatz wäre bei dem ausgezeichneten u. gefälligen Talente meines Freundes, das sich vorzugsweise zur Randzeichnung hineigt, aber auch schon schöne historische Compositionen produzirt hat, nicht zu zweifeln, wie sich überhaupt schon competente Richter, namentlich Prof. Vischer, als ich ihn vorigen Sommer in Tübingen besuchte, sehr günstig u. aufmunternd darüber äußerten. Da nun meinem Freunde theils schon einzelne Blätter feil gemacht, auch in letzterer Zeit Anträge von einer Haller Buchhandlung gemacht wurde/n/, so bestimmte ich ihn, in der Sache nichts zu thun, bis ich die Sache vorher Ihnen mitgetheilt hätte; da in Frankfurt jedenfalls mehr Kunstmittel vorhanden sind, ein solches Unternehmen auszuführen, als in Hall und selbst in Stuttgart, wo wir für die vervielfältigende Kunst, sei es nun Lythographie, Stich oder Holzschnitt, keine großen Talente besitzen. Sollten Sie nun geneigt sein, auf die Sache näher einzugehen, so würde ich Ihnen die bereits entworfenen Randzeichnungen zusenden, und wir würden in Beziehung auf die Art der Vervielfältigung sowie der Anordnung und Ausstattung des Ganzen das Weitere besprechen. Das Format hat ungefähr die Größe Ihres Miniatursalons.
Hierbei möchte ich Sie um Nachricht bitten, ob Ihr Miniatursalon fortgesetzt wird, ob das bereits Erschienene einen Band bildet, oder ob Sie im Falle einer in Aussicht stehenden längeren Fortsetzung keine Grenzen für die einzelnen Bände oder Abschnitte festgesetzt haben. Gleichfalls ersuche ich Sie um Ihren neuen Catalog, sobald derselbe erschienen sein wird.
Nochmals ersuche ich Sie, das Erscheinen der Gedichte so schnell als es Ihnen möglich ist zu betreiben, da es mir auch aus dem Grunde angenehm wäre, wenn ich auf meiner Reise schon im Besitz der Exemplare wäre, weil ich bei verschiedenen Besuchen, die ich zu machen habe, so am besten zur Verbreitung u. öffentl. Beurtheilung der Gedichte thätig sein könnte.
Der Erfüllung meines Wunsches entgegensehend, bitte ich Sie um baldige Nachricht in Sache der Randzeichnungen u. zeichne mit aller Hochachtung
L. Pfau
Quelle: Universitätsbibliothek Frankfurt (Main)
Sign.: Ms. Ff. J. D. Sauerländer
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann
Erläuterungen:
Einer meiner Freunde ] Eduard Herdtle (1821-1878). Nach Beendigung seiner Studien auf der Gewerbeschule in Stuttgart als Zeichner und Modelleur im Silberwarengeschäft von Bruckmann in Heilbronn tätig, wurde 1847 als Lehrer der Zeichnenschule in Schwäbisch Hall angestellt, »wo er so erfolgreich wirkte, daß die würtembergische Regierung ihm ihre besondere Beachtung zuwendete und ihn unter Anderem beauftragte, im Interesse der Hebung des heimathlichen Kunstgewerbes die Weltausstellungen von London 1851 und Paris 1855 zu besuchen, um ihr darüber Bericht zu erstatten«. (ADB)
Uhland ] Ludwig Uhland
Kerner ] Justinus Kerner
Schwab ] Gustav Schwab
Vischer ] Friedrich Theodor Vischer
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