Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition
Datum: 14. 7. 1847
Adressat: J. D. Sauerländer
Euer Wohlgeboren
übersende ich anliegend die an die Adresse von Elliot gekommenen Holzstücke aus Paris, da derselbe nicht hier ist. Ich schrieb ihm zugleich mit dem heutigen Datum die Ankunft derselben, un/d/ so wird er Ihnen wahrscheinlich selbst weiteres darüber mittheilen, im Fall das nöthig ist; ich weiß sonst nichts.
Um unnöthiges Verpacken u. Hin und Herschicken zu ersparen, bin ich so frei, Ihnen anbei einige Briefe zu schicken, welche Sie so gut sein wollen, mit den nöthigen Exemplaren meiner Gedichte versehen, an ihre Adresse durch Buchhändlergelegenheit zu besorgen. Nämlich
Herrn Theodor Pfau in Heilbronn mit 10 Exemplaren
Herrn Ludwig (( Meisser oder Reisser )) in Stuttgart mit 5 Ex.
Herrn Oskar Cramer in Tübingen mit 3 Ex.
Herrn Zeichenlehrer Herdtle in Hall mit 2 Ex.
Herrn Levin Schüking in Köln mit 1 Ex.
Herrn Gustav Kühne in Leipzig mit 1 Ex.
Herrn Gg. Kuranda in Leipzig mit 1 Ex
23 Ex.
Somit käme mir noch 1 Ex. zu, da Sie mir bereits 12 geschickt haben, damit reiche ich aber nicht aus. Und bitte Sie deßhalb, mir statt des 1 noch 10-12 Ex. zu schicken, durch die Müllersche Hofbuchhandlung an die Adresse des Herrn v. Elliot abzugeben im König von Preußen. Sie wissen ja, wie es mit ersten Auflagen von Gedichten ist, man muß aller Welt schicken, damit sie bekannt u. besprochen werden. - Das Papier ist nicht schön. Haben Sie alle auf solches Papier gedruckt ? Schicken Sie mir doch Exemplare auf gleiches Papier gedruckt wie die vorigen.
Einstweilen kann ich Ihnen mittheilen, daß Hermann Kurtz einen Aufsatz über die Gedichte in die allgemeine, oder deutsche Zeitung schreiben wird. Von anderen Seiten her kann ich natürl. noch keine Nachricht haben.
Wie Sie es sonst gewöhnl. mit Ihren Verlagsartikeln halten, weiß ich nicht; aber wahrscheinlich werden Sie dieselben auch an verschiedene Literaturzeitungen ect. einsenden. Ich meine nun, Sie sollten die Gedichte allenfalls an folgende Orte, wo ich entweder nicht persönlich bekannt bin oder mit den Persönlichkeiten der Redakteure nichts zu schaffen haben will, schicken:
Mengel in Stuttgart, Redakteur des Literaturblatts.
Literarische Zeitung. Berlin. Fr. Schneider & Comp.
Blätter für literarische Unterhaltung. Leipzig. Backhaus.
Meinungszeitschrift für Kunst, Literatur, ect. J.August Bachmann.
Jahreszeiten. Hamburg. L.F.Nagel.
Was sich in Beziehung auf das Frankfurter Conversationsblatt und die Didaskalia machen läßt, werden Sie selbst am besten wissen, u. es wird Ihnen bei Ihrer Bekanntschaft in Frankfurt nicht schwer fallen, eine Besprechung der Gedichte in denselben zu veranlassen, verbunden mit dem Abdruck einiger Gedichte als Probe. Wenn man in Frankfurt einige Correspondenten für fremde Blätter kennen würde, die gewöhnlich über den erschienenen Verlag berichten, könnte man auch durch diese wirken. Da ich übrigens in Frankfurt nicht bekannt bin, so muß ich das lediglich Ihnen überlassen. Wenn Sie sonst noch einen Ort wissen, wo man ein Exemplar hinschicken sollte, so thun Sie es in Gottes Namen.
Was meine Auslagen für Porto bei der Correktur ect. betrifft, so mach ich Ihnen den Vorschlag, dieselben mit den aus Ihrem Verlag erhaltenen auszugleichen, was Sie nicht unbillig finden werden, da mich, abgesehen von der Auslage, die Correktur doch manche Stunde kostete u. ich namentlich noch viel Zeit dazu verwandte, durch Behandlung zeitgenössischer Stoffe, wie der alte Student, F. Liszt, der Wilderer ect., diesen Theil des Buches mehr zu vervollständigen. Im Falle Sie damit zufrieden sind, so würde ich also noch für 25 fl. Bücher aus Ihrem Verlage erhalten. Ich würde Ihnen das Verzeichniß derselben zuschicken, sobald ich Ihre Antwort habe, u. dann wäre die Sache für dießmal ausgeglichen, hoffentlich nicht für immer.
Wie haben Sie denn den Preis gestellt?
Im Vorbeigehen will ich Ihnen noch einen Vorschlag machen. Es existirt eine große Menge von Gedicht-Anthologien, aber ich glaube, daß sich eine neue unter gewissen Bedingungen doch rentiren würde. Was nämlich fehlt, ist eine Sammlung, wo hauptsächlich auf neuere Gedichte Rücksicht genommen ist u. die älteren ganz weggelassen sind, um für erstere Platz zu gewinnen. Denn Klopstock, Uz ect. liest kein Mensch u. Goethe u. Schiller sind in aller Hände. Wenn man so die Lyriker des 19. Jahrhunderts in 2 Bändchen der beliebten Miniaturausgabe herausgeben würde, so daß man mit Chamisso u. Uhland anfinge u. bis zur jüngsten Gegenwart fortmachte, so bin ich überzeugt, daß mancher, der diese Autoren nicht alle kaufen kann u. will, an einer solchen Auswahl des Neueren froh wäre, weil gerade dieses in all den Sammlungen fast gar nicht vertreten ist. Man könnte bei Ausschließung des Älteren von Dichtern wie Lenau, Freiligrath, Beck, Geibel, ((Märsten))ect. immer ungefähr 50 Seiten geben u. so die Quintessenz dieser Dichter herausziehen. Ich habe mich schon länger mit diesem Plan beschäftigt u. alle Vorstudien hierzu gemacht - denn es kommt hier alles auf eine glückliche u. richtige Auswahl an. Wären Sie geneigt hiezu? Mit der Bitte, die Versendung der Exemplare baldigst zu besorgen, schüttle ich Ihnen herzlich die Hand.
Ihr
L. Pfau
Universitätsbibliothek Frankfurt
Sign.: Ms.Ff. J.D.Sauerländer
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann
Erläuterungen:
© 2013 by Günther Emig. Alle Rechte dieser Edition vorbehalten! Kontakt: