Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 30. 9. 1859
Adressat: Ferdinand Hiller


Paris den 30. Sept. 1859

Mein lieber Hiller!

Nachdem ich Ihnen das Festlied geschickt hatte, kam Meyerbeer hier an, und das Comitee stürzte natürlich gleich zu ihm, um ihn um seine Mitwirkung zu bitten. Er erbot sich sogleich, alles zu thun und zu componiren, was nur in seinen Kräften stehe, u. als er von einem Festliede hörte, erbot er sich auch zur Composition desselben. Das Cornitee gab es ihm natürlich, und so bin ich jetzt um Ihre Melodie (((gekommen))), die jedenfalls herzansprechender geworden wäre, als das gemüthlose Zeug, das wir jetzt bekommen werden. Aber ich konnte, wie Sie sich denken, nichts machen als Einzelner, namentlich da Meyerbeers Allmacht hier der Sache so großen Vorschub leisten kann. Seien Sie also nicht böse, falls ich Sie umsonst bemühte - es wird übrigens keinesfalls umsonst sein, denn falls Sie Ihre Composition bereits gemacht haben, bitte ich doch, sie mir zu schicken für die hiesigen Liederkränze, die sie bei sonstigen Gelegenheiten um so mehr singen werden, als Meyerbeer die Sache für Solo und Chor componiren will, was also nie populär werden könnte, abgesehen von der Musik.

Ich hatte Ihnen den ersten Wurf des Gedichts geschickt und habe es indessen verändert und auf den Wunsch des Cornitees vergrößert. Ich schicke es Ihnen in seiner neuen Form. Falls Sie in Köln auch eine Schillerfeier haben, können Sie es vielleicht für dort benutzen, wenn Ihnen sonst woher nicht was Besseres zukommt. Fragen Sie doch gelegentlich Herrn Dumont, ob er das Gedicht nicht am 10. November (aber ja nicht bälder) in der Kölnischen Z. abdrucken will, falls ((in)) etwa Hartmann oder sonstwer nicht Besseres proponirt. Nehmen Sie mir also mein Fiasco nicht übel, grüßen Sie Ihre Frau und lassen Sie sich freundschaftlich grüßen von

Ihrem
L. Pfau


Stadtarchiv Köln
Sign.: Nachlaß Hiller, Best. 1051, Bd. 28, S. 595-597
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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