Ludwig Pfau (1821-1894)
Abendfeier.
Mein Lieb! Schau, wie hinab die Sonne
die uralt festen Gleise fährt
und doch mit einem Kranz der Wonne
der Erde dunkles Haupt verklärt.
sieh, wie sich schon die Ferne teilet,
durchbrochen von ergoßner Glut;
und über alle Gipfel eilet
der holden Kräfte goldne Flut.
Es wandelt durch entstandene Weiten
des ewgen Schaffens Trunkenheit;
und jede Seele glaubt zu schreiten
empor aus ihrer Endlichkeit.
O selig! Aller Last entladen,
getaucht ganz in der Liebe Licht,
im Strom der Schöpfung sich zu baden
mit dir, du Engelsangesicht!
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 10.
Alle Rechte dieser Edition vorbehalten! © 1997-2012 by Günther Emig.
Kontakt: