Ludwig Pfau (1821-1894)

Nähe der Fernen.

Oft bei Tage möcht' ich weinen,
Daß ich dir so ferne bin,
Seh' ich weit die Sonne scheinen
Über Berg und Tale hin.

Aber kommt die Nacht gegangen,
Hehr und mild, mit leisem Schritt,
Nimmt der Tag die hohen, langen
Berg und Täler alle mit.

Und die Erde ist verschwunden,
Nur der Himmel ist noch da;
Alles Ferne ist verbunden,
Alles Liebe ist sich nah.

Und ich fühle ganz den Segen
Deiner Näh' in stiller Lust;
Und mir ist, als ob wir lägen
Beid' an einer Mutter Brust.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 17.
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