Ludwig Pfau (1821-1894)

Kleine Lieder vom Herzen.

III.

Ein leises Weh, ein stiller Schmerz
Küßt jedes Glück der Erden;
Drum kann auch nie ein Menschenherz
Ganz froh und selig werden.

Geöffnet ist der Freude Thor,
Doch um die schönste Feier,
Da spielet, wie ein Trauerflor,
Ein dunkler Wehmutschleier.

Das Blühen ist ein Lenzgeschick,
Ein lächelndes Verderben;
Die Schönheit ist einen Augenblick,
Und jeder Gott muß sterben.

Und immer muß das arme Herz
sein Glück mit Bangen sehen -
Sein Erbteil ist der alte Schmerz:
Verwelken und Vergehen.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 48.
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