Ludwig Pfau (1821-1894)
Die Fee des Liedes.
O Brust! du Haus voll Wiederhall!
Da rauschet der Gefühle Bronnen,
Da sitzt die liebe Nachtigall
Am Quell und singt mit Wonnen.
Sie klagt mit Schluchzen holdes Weh
Und schwingt sich tönend auf und nieder;
Das ist des Brünnleins gute Fee,
Die süße Fee der Lieder.
O Nachtigall! du Trost der Nacht!
Dein Schall ist wie ein Strahl von Sonnen;
Rings ist ein Rosenduft erwacht,
Es überschwillt der Bronnen.
Der Bronnen rinnt, die Jugend rinnt,
Und rinnen schwächer, bis sie schwinden;
Da stirbt das arme Wellenkind
Und ist nicht mehr zu finden.
O Brust! da zuckt ein Hilfeschrei
durch deinen Grund, ein flehend Werben:
Das ist der Lieder schönste Fei –
Sie weint und will nicht sterben.
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 67.
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