Ludwig Pfau (1821-1894)
Herbstfeier.
Verkläret wie vom Abendrote,
In ernster Feier steht das Feld –
Das ist der Herbst, des Todes Bote,
Der grüßend seinen Umzug hält.
Voraus in warnender Geberde,
Ein treuer Eckart, schreitet er;
Da flüchten in den Schoß der Erde
Die Blumen vor dem wilden Heer.
Schnell prangt der Busch in Purpurgluten,
Von seinem Hauche angefaßt;
So läßt er schön die Luft verbluten,
Bevor die müde still verblaßt.
Er schüttelt die geschmückten Bäume,
Daß Laub wie Blüten niederweht;
Er möchte ganz in Jugendträume
Das Leben wiegen, das vergeht.
Wie man ein Lieb zum letzten Male
Mit Rosen kränzt im Leichenschrein,
So breitet er auf Berg und Thale
Den wunderbarsten Frühlingsschein.
So freundlich legt der milde Geber
Der Erde Kinder in die Ruh’;
Der Winter dann, der Totengräber,
Deckt mit dem Bahrtuch alles zu.
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 78.
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