Ludwig Pfau (1821-1894)

Der alte Gärtner.

Im Garten der alte Gärtner steht,
Er schaut auf die Beete welk und fahl;
Der Herbstwind hat die Blumen verweht,
Der Garten ist wüst und kahl.

Da stimmt kein Vogel sein Lied mehr an,
Stumm ist's um ihn, die Bäume entlaubt;
Er rafft die Blumen auf ödem Plan,
Die der Herbst nicht geraubt.

Zum Kranze webt sie die zitternde Hand,
Und eine Träne blitzt drauf herab –:
»So standet ihr blühend im Gartenland,
Zu schmücken des Sohnes Grab?

Ihn hat, wie euch Blumen, der Herbstwind gerafft,
Und er blühte noch frisch in des Maien Glanz,
Hat sich mit der regen Jünglingskraft
Nur gezogen den Totenkranz.

Ich mag euch nimmer erblühen sehn,
Ihr Blumen, mir werdet ihr nimmer grün;
Ihr mögt nun ob meinen Häupten stehn
Und andern glühn und verblühn.«


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 231.
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