Ludwig Pfau (1821-1894)

Flüchtlingssonette auf das Jahr 1849.

XIV.

Ihr Toten auf und brechet aus der Truhe!
Im blut'gen Leilach schleichet durchs Gegläste
Der Königshäuser und der Prunkpaläste,
An euren Füßen leise Geisterschuhe.

Als Träume tretet an das Bett der Ruhe,
Zu Tisch setzt euch als ungebetne Gäste,
Als Schatten stellt euch an die Lichteräste,
Bis euch der Hahnschrei heimruft in der Fruhe.

Wie Banko schüttelt euer Haupt mit Grollen:
Da hält der Fürst sich zitternd an den Wänden;
»Blut!« schreit er, »Blut!« und seine Augen rollen,

Doch säß' er ewig an des Weltmeers Ränden
Und wusch' sich in dem Becken, in dem vollen,
Nicht wusch' er je das Blut von seinen Händen.

Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 290.
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