Ludwig Pfau (1821-1894)
Aufruf an die Jugend.
1848.
Wohlauf! ihr jungen Herzen,
Schon hat der Hahn gekräht!
Wir haben unter Schmerzen
Die Freiheit ausgesät;
Wir haben unter Sorgen
Die edle Saat bewacht –
Wohlauf! es naht der Morgen
Der Ernte jetzt mit Macht.
Jetzt sollen sie nicht rauben
Dem Volk den Erntertrag;
Wir wollen nichts mehr glauben,
Was man nicht greifen mag.
Und wer nicht hilft erwerben
Dem Volk sein gutes Recht –
Den möge Gott verderben!
Der ist ein feiger Knecht.
Bei Gott! wir jungen Herzen,
Wir werden einig sein.
Jetzt gilt es auszumerzen
Die lange Schmach und Pein.
Und wenn die Alten zaudern,
Die Jugend steht bereit –
Verstummen muß das Plaudern,
Jetzt ist es Handelns Zeit.
Frisch auf! du deutsche Jugend!
Du hast noch Mark und Blut;
Nur Mut ist jetzt noch Tugend,
Nur Freiheit noch ein Gut.
Wir haben lang die Schande
In uns zurückgepreßt –
Freiheit dem deutschen Lande!
Schmach, wer sein Volk verläßt!
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 345-346 .
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