Ludwig Pfau (1821-1894)
An den Tod.
1848.
Tod! warst sanft und mild geworden,
Sanft und mild wie unsre Zeit;
Aber jetzo deine Horden
Rüstest du zu offnem Streit.
Fahr denn auf aus deiner Zahmheit
Und besteig den Krieg, dein Roß!
Zeuch durch diese Welt voll Lahmheit
Aus mit deinem wilden Troß!
Ja! der Kampf sei uns beschieden!
Er erfrischt uns Mark und Blut;
Und hinweg mit diesem Frieden,
Der uns Kraft verzehrt und Mut!
Solch ein Frieden würgt die Besten,
Der die Freiheit nicht erringt;
Und die Sonne kommt aus Westen
Die den rechten Tag uns bringt.
Wie die Frühe aus dem Dampfe,
Aus der Nacht das Morgenrot,
Steigt die Freiheit aus dem Kampfe
Und das Leben aus dem Tod.
Darum auf! du schwarzer Schnitter!
Der die alte Welt verjüngt,
Brause her wie ein Gewitter,
Das die dürren Felder düngt.
Gleichwie Überschwemmung stürme
Durch des Lebens Niederung
Und ertränke das Gewürme,
Streife nicht des Adlers Schwung.
Was da auf der Erde keuchet,
Tritt darnieder in die Gruft;
Was da Flügel hat, das fleuchet
Freudig in die freie Luft.
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 349-350 .
Alle Rechte dieser Edition vorbehalten! © 1997-2012 by Günther Emig.
Kontakt: