Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 11. 4. 1888
Adressat: Anna Spier


Stuttgart 11. April 88

Liebe Anna!

Ein Lebenszeichen muß ich Dir doch geben, wenn ich mich auch heute nicht zu großen Auseinandersetzungen aufraffen kann. Ich stecke in der 'Heliographie' bis über die Ohren und wäre froh, wenn ich diesen Theil meiner Schriften vom Hals hätte.

( . . . )

( ... ) Du schreibst mir um guten Rath in Betreff Deiner literarischen Bestrebungen; aber der ist theuer einer Person gegenüber, von der man nichts gelesen hat und über deren etwaigen schriftstellerischen Anlagen man ganz im Dunkeln ist. Das eigentliche Territorium der Frauenschriftstellerei ist fürs erste die briefliche; dann die Schilderung von Eindrücken und
Erlebnissen; dann die Erzählung. Eigentliche Aufsätze mehr sachlicher und wissenschaftlicher Natur scheinen mir weniger für sie zu pasen. Das Subjektive kann immerhin durch das Eigentliche der persönlichen Empfindung zufallen; das Objektive aber ist werthlos ohne eine gewisse Kraft des Gedankens und Klarheit der Darstellung. Aufrichtig gesagt glaube ich, daß Du mehr zu aktiver und passiver Anregung als zu selbständigen Schriften begabt bist.

Was den Herzog betrifft so kann ein solcher ja auch einmal zufällig ein Mensch sein ( ... ) Im übrigen werden wir ja wohl einmal Gelegenheit haben, über dieses Thema zu sprechen.

                      L. P ...


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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