Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition
Datum: 23. 6. 1889
Adressat: Anna Spier
Heilbronn 23. Juni 1889
Liebe Anna!
Meinen Artikel über das Kaiserdenkmal wirst Du hoffentlich erhalten und daraus ersehen haben, daß meine Arbeit hier noch nicht zu Ende ist, obwohl wir die Hauptschlacht gewonnen haben. Unser Entwurf zum Mayerdenkrnal wurde vorn Komitee e i n s t i rn rn i g angenommen, und er erntete so allgemeinen Beifall, daß selbst die sonst so aufdringliche finanzielle Frage nicht mehr zu Wort kam. Das müsse ausgeführt werden, und das Geld müsse her, hieß es.
Was nun das Kaiserdenkmal betrifft, so liegt mir das selbstverständlich weniger arn Herzen; aber ich kann doch nicht mit ansehen, daß man etwas Schlechtes macht, auch habe ich immer noch so viel Anhänglichkeit an die Vaterstadt - obwohl sie ein trauriges Nest von ((Bonzen)) und Parvenüs geworden ist -, daß ich ihr ein hübsches Denkmal gönne. War sie doch einmal auch eine freie Reichsstadt und wird sich wohl auch aus dem Sumpfe des heutigen Streberturns wieder herausarbeiten. Die Komiteehäupter sind zwar entrüstet über die ''Grobheit" meines Artikels; natürlich, ein freies, frisches Wort können sie nicht mehr ertragen, und um Humor zu verstehen, sind sie viel zu ledern. Aber gleichviel! Den Wirth'schen Entwurf glaub ich ihnen doch verhauen zu haben, und im übrigen sollen sies jetzt finden und beraten. Wenn sie sich an mich wenden, werd ich ihnen für einen hübschen Entwurf
sorgen, trotz meiner Abneigung gegen alles, was nach Fürsten und Kronen riecht; andernfalls sollen sie in Gottesnamen mit neuem Schund weiter das Land verunzieren.
( . . . )
( ... ) Also Freitag oder Samstag werd ich nach Stuttgart zurückkehren, wo ich wenigstens noch 8 Tage brauche, um meinen Pflichten gegen die Verlagsanstalt zu genügen, und dann werd ich nach Frankfurt kommen. Inzwischen herzliche Grüße an Dich und Gretl von
Deinern
L. P...
Freund Stern pressirts nicht mit seinem Artikel
Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann
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