Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 11. 6. 1893
Adressat: Anna Spier


Stuttgart den 11. Juni 93

Liebe Anna! Seit 14 Tagen lieg ich im Bett an den schändlichen rheumatischen Schmerzen. Heute habe ich mich etwas aufgesammelt und schreibe Dir nun nach Frankfurt einige Zeilen, weil ich voraussetze, daß Du Berlin inzwischen verlassen hast. Das Buch für Frau Say habe ich erhalten und einen Gruß hineingeschrieben. Das beste wird wohl sein, Du schreibst mir deren Adresse, und ich schicke das Buch direkt an sie; falls Du aus andern Gründen nicht vorziehst, daß ich Dir es nach Frankfurt sende. Deine Arbeit über Schindler habe ich trotz der Schmerzen gelesen nicht nur mit dem Interesse des Freundes, und ich kann Dir sagen, daß auch der Kunstfreund nicht zu kurz dabei gekommen ist. Über einzelnes werd ich Dir einige Bemerkungen machen, wenn ich erst wieder Ruhe in den Beinen habe; dann werd ich auch der 'Kunstplauderei' ihr Recht angedeihen lassen. Die Steinerschen Bilder werden ohne Zweifel jetzt in Frankfurt ausgestellt sein. Meine Beine zwicken mich so, daß ich wieder ins Bett muß. Im übrigen befindet sich hier alles in der Wahlschlacht, so daß ich fast niemand sehe. Hoffentlich hast Du in Berlin viel gesehen, erlebt und genossen.

Grüße von Marie und  D e i n e m
                                               L. P...


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - o.Nr. -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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