Ludwig Pfau (1821-1894) · Briefedition


Datum: 3. 3. 1892
Adressat: B. Schlesinger


Menton 3. März 92
Hotel Schweizerhof

Lieber Herr Schlesinger!

Ihren Brief habe ich seiner Zeit erhalten und nach meiner Rückkehr nach Menton mit Herrn Steiner Rücksprache genommen. Derselbe hatte selber eine Ausstellung in Menton veranstaltet, die aber gegen Ende dieses Monats geschlossen wird, und er ist bereit, Ihnen alsbald eine Partie seiner Aquarelle nach Stuttgart zu schicken. Ich habe mit ihm ausgemacht, daß er dieselben Ihnen franko schickt, und Sie ihm dieselben ebenso nach Zürich zurücksenden, womit Sie einverstanden sein werden. Im übrigen hat er im Sinn, selber nach Stuttgart zu kommen, dann können Sie sich selber mit ihm besprechen.

Bei Verkauf zahlt er, so viel ich weiß, dem Verkäufer 10 Prozent. Im übrigen hatte ich in erster Linie die Reklame im Auge, die eine solche Ausstellung immerhin einem Geschäft macht.

Was mich betrifft, so ging es mir in der letzten Zeit nicht zum besten; es war, wie überall in der Welt, so auch hier in den Monaten Januar und Februar das scheußlichste Wetter, wie es die Riviera seit Menschengedenken nicht erlebt hat. Zwar war es verhältnißmäßig nicht kalt, das Thermometer blieb im ungeheizten Zimmer auf 12 Grad, nur ein paar mal fiel es auf 11. Aber ich erkältete mich doch, bekam wieder einen neuen Katarrh und hustete wieder auf neue Rechnung. Dabei hatte ich Genickweh und einen eingenommen/en/ Kopf. Es influenzelte wahrscheinlich ein wenig; denn auch hier litten die Leute unter ähnlichen Symptomen, obwohl es viel gelinder hier abging, da nirgends ein schwerer Krankheitsfall vorkam. Kurzum, ich war arbeitsunfähig und schrieb keine Zeile, weder an Mensch noch Blatt. Jetzt fang ich an, wieder aufzuthauen, und will nun allmälich das Versäumte nachholen.

Ende März werden Sie also die Steinersche Sendung erhalten. Ihre Reise nach ((Mengel)) scheinen Sie aufgegeben zu haben und ich auch. Die weite Fahrt ist mir doch zu beschwerlich und ich will mich mit Florenz und Rom begnügen. Ich werde unter den nach Stuttgart bestimmten Aquarellen selber noch eine Auswahl treffen. Für wie viel Quadratmeter Raum hat denn Ihr Lokal ungefähr? Man kann vielleicht auch einige (( ... )) über die Glaskisten hängen.

Herzliche Grüße an Sie, Ida und die Ihrigen, sowie an die Tafelrunde der Freunde von
            Ihrem L. Pfau


Quelle: Deutsches Literaturarchiv Marbach a. N.
Best.: A: Pfau - Nr. 27.668 -
Transkription: © 1983 Dr. Reinald Ullmann


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