Ludwig Pfau (1821-1894)

Burschenlieder.

XI.

Allnächtlich zu der Mühle
Geh' ich den stillen Pfad;
Die hellen Sterne fallen,
Die weißen Nebel wallen,
Es braust aus tiefer Kühle
Das flinke Mühlenrad.

Mich hindert auf dem Wege
Kein Regen und kein Wind;
Die schlimmen Hunde bellen,
Die lauten Pfiffe gellen,
Es schleichet auf dem Stege
Mein trautes Müllerkind.

Da hört man nicht das Kosen
Der Liebe in der Nacht;
Sie spähen wohl und lauschen,
Doch alle Räder rauschen,
Die wilden Wasser tosen,
Die Weiden murmeln sacht.

Im Grunde tief und kühle,
Wo das Verderben droht,
Und wo die Wasser rinnen,
Wie ist da süß zu minnen!
Ich geh' den Weg zur Mühle
Nach jedem Abendrot.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 107.
Alle Rechte dieser Edition vorbehalten! © 1997-2012 by Günther Emig.
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..