Ludwig Pfau (1821-1894)

Burschenlieder.

X.

Lied des Gärtners.

Der schönste Garten auf Erden,
Der liegt in Liebchens Herz –
Dürft' ich dort Gärtner werden,
Vorbei wär' aller Schmerz.

Wie wollt' ich die Hände regen
In meinem schönen Amt!
Wie wollt' ich sie hegen und pflegen,
Die Blümlein allesamt!

Wie wollt' ich sie hegen und ehren,
Die Blümlein, in stiller Hut!
Die Rose, die würd' ich nähren
Mit meines Herzens Blut.

Die sollte mir knospen und glühen,
Des Gartens Trost und Licht!
Und Lilien müßten blühen
Ringsum und Vergißmeinnicht.

Bis einst die Sense des Todes
Durch alle die Blümlein streift
Und blaues, weißes und rotes
In die dunkle Scheune schleift:

Dann laß ich die Lilien und Rosen
Und mache die Augen zu;
Dann geht auch der Gärtner im großen,
Ewigen Garten zu Ruh'.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 106.
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