Ludwig Pfau (1821-1894)

Mädchenlieder.

XIII.

Es steht eine Lind' im tiefen Thal,
Darunter bin so manches Mal,
So manches Mal,
Mit meinem Lieb gesessen;
Jetzt steht der Baum so dürr und kahl,
Mein Schatz ist über Berg und Thal,
Ja Berg und Thal,
Der hat mich wohl vergessen!

Und auf dem Berg, da steht ein Haus,
Da ging mein Lieb wohl ein und aus,
Wohl ein und aus,
Und sah ins Thal hernieder;
Jetzt tobet dort der Stürme Graus,
Mein Schatz, der zog ins Land hinaus,
Ins Land hinaus,
Und kehret nimmer wieder!

Und ob dem Haus, da steht ein Stern,
Der sieht mein Lieb wohl in der Fern,
Wohl in der Fern,
Fortwandeln durch die Gassen;
Ich hatte meinen Schatz so gern,
Geklaget sei es Gott dem Herrn,
Ja Gott dem Herrn,
Daß er mich hat verlassen.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 125.
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