Ludwig Pfau (1821-1894)

Einem schönen Weibe.

Sind denn die Blumen nicht gemacht zu düften?
Sind denn die Früchte nicht gemacht zu laben?
Und du willst bergen holder Schöpfung Gaben,
Die mächtig drängen aus den seidnen Grüften?

Wie zärtlich schwellen diese runden Hüften!
Das Zwillingspaar – viel süßer als zwei Waben,
Die reinen Honigs goldne Fülle haben –
Wie quillt's empor und will den Schleier lüften!

Sind denn zum Fühlen nicht gemacht die Sinne?
So laß mich huld'gen diesem Götterleibe
Und reiche mir den Kelch der edlen Minne,

Ja! gleiche der Natur, dem größten Weibe:
Die weiß es, daß sie gebend nur gewinne
Und ewig schön nur im Gewähren bleibe.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 254.
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