Ludwig Pfau (1821-1894)
Ohne Ideal.
Der Wandler sinnt, wohin den Schritt er richte,
Das Herz verstummt, weiß nicht wofür es schlage;
Kein Jubel bebt in ihm und keine Klage,
Sein Glauben und sein Hoffen ward zunichte.
Wo eine Heimat sich die Sehnsucht dichte,
Auf jeder Lippe steht die stille Frage;
In jedem Aug' der Durst nach einem Tage,
Der diese Nacht mit seiner Klarheit lichte.
So brütet Schwüle auf des Lebens Wogen,
Wenn eine alte Zeit hinabgegangen
Und noch die neue nicht heraufgezogen.
Wann wirst du schwinden, ahnungsschweres Bangen?
Man sieht ja längst am dunkeln Himmelsbogen
Der neuen Sonne erste Strahlen prangen.
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 260.
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