Ludwig Pfau (1821-1894)

Das Lied von der deutschen Treue.

1849.

Es klingt ein Lied wie Orgelton,
Das rühmen alle Kenner;
Das krähn im Mutterleibe schon
Die deutschen Biedermänner;
Und wo ein Dichter Verse schmied't,
Da singt er stets aufs neue
Das alte Lied, das schöne Lied,
Das Lied von der deutschen Treue.

O deutsche Treu' und Redlichkeit!
Familienkrug der Fürsten,
Draus tun dem Volke sie Bescheid,
Wenn sie sein Gut verbürsten.
Aus unserm Honig ihren Met,
Den brau'n sie ohne Scheue;
Wir singen dann der Majestät
Das Lied von der deutschen Treue.

Geraten wir einmal in Wut
Und rütteln an der Kette,
Läßt unser Herr uns etwas Blut,
Sanft, mit dem Bajonette.
Geheilt sind wir vom Fieber schon,
Wir danken's ihm voll Reue
Und singen dann in höherm Ton
Das Lied von der deutschen Treue.

Der König winkt, wir sind bereit
Und waschen uns die Köpfe,
Und fressen voller Biederkeit
Uns auf bis auf die Zöpfe.
Die Wedel lassen wir zurück,
Als wie die beiden Leue:
Die wedeln noch den Takt, o Glück!
Zum Lied von der deutschen Treue.

Der König lehrt uns Politik
Ganz gnädig mit dem Kantschu,
Wir beugen selig das Genick
Und küssen ihm den Handschuh.
O gib uns einen Tritt dazu!
Daß unser Herz sich freue:
Solch schöne Strophe füge du
Zum Lied von der deutschen Treue.

Das treuste Vieh ist doch der Hund,
Man lenkt ihn ohne Zügel;
Und schlägt man ihm den Rücken wund,
So leckt er ab den Prügel.
Zuweilen wird er freilich wild,
Doch kriecht er stets aufs neue:
Hund! du prächtig Titelbild
Zum Lied von der deutschen Treue.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 229-230 .
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