Ludwig Pfau (1821-1894)
König Humbug.
1847.
Ich bin ein Fürst, das ist mir klar,
Warum? das ist mir dunkel:
Sie pflanzten ins gesalbte Haar
Mir halt der Krone Funkel.
Nun werd' ich, wo ich geh' und steh',
Mit Majestät beladen,
Und bin vom Wirbel bis zur Zeh'
Von lauter Gottesgnaden.
Den Tag fang’ ich mit Gähnen an,
Doch schwitz' ich im Theater;
Drum heißt der treue Untertan
Mich auch den Landesvater.
Die Braven sä'n und schanzen baß,
Wir ernten, wo sie ackern;
Ein König ist ein teurer Spaß,
Den zahlen sich die Wackern.
Sie gönnen mir das warme Nest,
Gefügig meinen Winken,
Laß ich sie nur bei Lied und Fest
Für Recht und Freiheit trinken.
Zum "Denken" geb' ich ihnen Zeit
Im Schank bis nachts um zwölfe:
Was tut's - ein Schaf wird nie gescheit,
Das ist der Trost der Wölfe.
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 331 .
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