Ludwig Pfau (1821-1894)

Kaiserwahl.

1849.

Wer soll von all den Fürsten
Nun deutscher Kaiser sein?
Der einz'ge, nach dem wir dürsten,
Das ist der König Wein.
Ja der Wein und der Wein und der Wein,
Der soll unser Kaiser sein!

Der Wein, der ist »hochgeboren«
Und ist von edlem Geblüt;
Er adelt alle Thoren,
Er zeigt ein fürstlich Gemüt.
Ja der Wein und der Wein und der Wein,
Der soll unser Kaiser sein!

Seine Hoftracht ein tüchtiger »Zopf« ist,
Die Nationalfrisur;
Und jeder Deutsche von Kopf ist
Gleich hoffähig von Natur.
Ja der Wein und der Wein und der Wein,
Der soll unser Kaiser sein!

Die »Krone«, die hängt er als Wappen
Ans Wirtshaus wohlgemut;
Die sechsunddreißig Kappen,
Er bringt's unter einen Hut.
Ja der Wein und der Wein und der Wein,
Der soll unser Kaiser sein!

Und mehrt er den Ruhm seiner Ahnen,
Vergießt er sein eigen Blut;
Wir schwören zu seinen »Fahnen«,
Und nimmt er uns Hab und Gut.
Ja der Wein und der Wein und der Wein,
Der soll unser Kaiser sein!


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 332-333 .
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