Ludwig Pfau (1821-1894)
Lied vom Gottesgnadenfritz.
1850.
Das ist der Gottesgnadenfritz,
Von dem will ich euch melden:
Als Hahn im Korb ein schlechter Witz,
Hat er den Bauch des Helden.
Er ist der Fürsten Fürste,
Die Blunz im Kreis der Würste –
Er hat den Kopf voll Grütz, potz Blitz!
Der Gottesgnadenfritz.
Des Morgens trinkt er einen Schnaps
Und thut was oktroyieren;
Des Mittags hat er einen Taps
Und thut sich was blamieren.
Nachts beim Champagnerglase,
Da fällt er auf die Nase –
Spar Höherm deinen Hals, potz Blitz!
Du Gottesgnadenfritz.
So treibt's der Gottesgnadenfritz,
Er lebt auf allen Vieren;
Er wackelt sehr auf seinem Sitz,
Das fährt ihm in die Nieren.
»Hei« ruft er, »komm und höre,
Du Volk! was ich dir schwöre!« –
Das Halten nur vergißt, potz Blitz!
Der Gottesgnadenfritz.
Komödie spielt er früh und spat,
Potent im Deklamieren;
Die Hungernden in seinem Staat,
Die läßt er füsilieren.
Denn gegen Demokraten
Gab ihm der Herr Soldaten –
Er dient ja nur dem Herrn, potz Blitz!
Der Gottesgnadenfritz.
Das ist der Gottesgnadenfritz,
Sein Mut ist immer heiter;
Denn auf dem Helme, hoch und spitz,
Trägt er den Blitzableiter:
Ja trau du nur dem Wetter,
Du aller Narren Vetter! –
Dir schlagt er doch ins Hirn, der Blitz,
Du Gottesgnadenfritz!
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 333-334 .
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