Ludwig Pfau (1821-1894)

Selbsthilfe.

1850.

Wenn nichts mehr hilft, wenn gar nichts mehr
Errettet und verfängt,
Hat uns der Herr die blanke Wehr
Als Rechtsbrief umgehängt.
Er gab der Rose ihren Dorn
Und Galle jedem Blut,
Er gab dem Mann den heil'gen Zorn
Und die gerechte Wut.

Wohlan! ihr Schergen groß und klein,
Es gilt ein neues Spiel:
Nun sperrt einmal die Sonne ein,
Den Mond jagt ins Exil;
Blast aus am Himmel Stern um Stern –
Solang das Licht noch wacht,
Wird's immer wieder Tag, ihr Herrn,
Auch nach der schönsten Nacht.

Laßt sehn, ob ihr im Wetter dann
Vor unserm Zorn besteht –
Den Dorn für euch! wenn's wieder an
Ein Rosenbrechen geht!
Mit stahlnen Federn schreiben wir
Den Freibrief, daß euch's graut,
Mit roter Tint’, statt auf Papier,
Auf eure Eselshaut.


Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 363 .
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