Ludwig Pfau (1821-1894)
Letzter Versuch.
Getäuschtes Herz! willst du denn ewig hoffen,
Und kannst du keinem Lenzblick widerstehen?
Kaum hat ein Strahl der Liebe dich getroffen,
Erblühst du frisch, als wär' kein Leid geschehen.
Ach! eine Heimat sah ich wieder offen,
Als ich durch Nacht dies holde Licht gesehen –
Du Taube, mir vom Sturm ans Herz getrieben,
Du junges Leben! wag' ich's dich zu lieben?
So sanft und stark, in seligem Vertrauen,
Hängst du an meinem Halse, hingegeben;
Wer kann geliebt ins liebe Antlitz schauen
Und nicht erstehen zu verjüngtem Leben?
Aus deiner Augen huldverklärtem Blauen
Schöpf ich den Mut, nach neuem Glück zu streben –
was wär' das Dasein? wenn der Trost nicht bliebe:
Des Geistes Arbeit und des Herzens Liebe.
Sei denn mein eigen zu vereintem Ringen,
Noch fühl' ich in der Brust der Jugend Gluten;
Manch Kleinod darf ich dir zum Brautschatz bringen,
Das ich geholt, ein Taucher, aus den Fluten.
Komm, süßes Weib! mit mir hindurchzudringen
Ins stille Reich des Schönen und des Guten –
Viel Teures liegt mir unterm Leichensteine:
O Schicksal laß mir diese Letzte, Eine!
Doch sie hieß Falschheit, und es blieb mir Keine.
Ludwig Pfau: Gedichte. 4., durchgesehene und vermehrte Auflage. Stuttgart: Bonz 1889. S. 421 .
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